Waldkonzept
Bereits seit dem Schuljahr 2011/12 fahren Klassen des Schwerpunktes geistige Entwicklung regelmäßig in den Wald. Dort haben die SchülerInnen die Möglichkeit sich unter Aufsicht selbstständig zu beschäftigen, denn schon aus den „natürlichen“ Lernsituationen im Wald ergeben sich einige Heraus-forderungen, oder gezielt Angebote wahrzunehmen. Diese Angebote können in Zusammenarbeit mit dem Team des Naturschutzhofes entstehen.
Im Außenbereich des Naturschutzhofes gibt es einen kleinen Waldlehrpfad mit unterschiedlichsten Elementen, um die Sinne (sehn, tasten, fühlen, riechen) anzuregen. Der Naturschutzhof verfügt über eine Streuobstwiese mit Bienenstand, sowie selbst angelegte Feuchtbiotope und eine Berjeshecke. Gelegentlich werden interessante Aktions- und Informationstage durchgeführt. Auf Anfrage werden individuelle Projekte zu den unterschiedlichsten Themen der Bereiche Biologie, Textiles Gestalten, Hauswirtschaft und Kunst angeboten. Die individuell auf eine Gruppe zugeschnittenen Angebote ermöglichen SchülerInnen einen handlungsorientierten bzw. ganzheitlichen Zugang zum Thema und Lerngegenstand, was eine langfristige Sicherung der Informationen unterstützt und erleichtert.
Die Räumlichkeiten des Naturschutzhofes bieten Unterschlupf bei besonders schlechtem Wetter.
Mit dem Wald als Spiel- und Aufenthaltsort werden Lernziele verknüpft, die besonders für SchülerInnen von Bedeutung sind, die ihre freie Zeit vorwiegend sitzend in geschlossenen Räumen verbringen.
Im Wald wird die Förderung der Grob- und Feinmotorik durch natürliche, differenzierte, lustvolle Bewegungsanlässe und -möglichkeiten geübt. Den Kindern und Jugendlichen wird die Gelegenheit gegeben, die Grenzen ihrer eigenen Körperlichkeit zu erfahren. Sie erfahren Stille und sollen für das gesprochene Wort sensibilisiert werden. Gelernt werden soll dabei ganzheitlich, d.h. mit allen Sinnen, mit dem Körper und alle Ebenen der Wahrnehmung ansprechend.
Der Wald bietet ideale Möglichkeiten, um dem Bewegungsdrang der Kinder und Jugendlichen nachzukommen. Beim Klettern und Balancieren auf Bäumen, dem Auskundschaften neuer Wege und Plätze im Wald und im Umgang mit Matsch und Regenpfützen erfahren sie viel über ihre eigenen Fähigkeiten und lernen ihre Grenzen einzuschätzen, was sich wiederum positiv auf das Selbstbewusstsein der Kinder auswirkt.
Der Aufenthalt in der freien Natur unterstützt die Entwicklung der Tiefensensibilität. Die SchülerInnen müssen sich verbal austauschen über ihre Tätigkeiten und Vorhaben, so dass auch die sprachliche Ebene gefördert wird. Gemeinschaftliches Handeln kommt besonders im Wald zum Ausdruck.
Bei gemeinsamen Projekten können die Kinder und Jugendlichen gemeinsam planen und ausführen, sich gegenseitig helfen und Rücksicht nehmen. Dadurch wird die Hilfsbereitschaft und Geduld miteinander, sowie die emotionale Nähe jeder Person zur gemeinsamen Gruppe stark gefordert (sich in eine andere Person hineinversetzten Empathie und Perspektivenübernahme). Teamfähigkeit wird entwickelt.
Auseinandersetzung mit verschiedenen Materialien und viele eigene Experimentiermöglichkeiten geben jedem Schüler, jeder Schülerin die Erfahrung des eigenen Könnens, die Selbstbestätigung der eigenen Person, die Sicherheit, auf Neues mutig und neugierig zugehen zu können.
Das Erleben der Pflanzen und Tiere in ihren ursprünglichen Lebensräumen und der jahreszeitlichen Rhythmen und Naturerscheinungen, die Sensibilisierung für ökologische Zusammenhänge und Vernetzungen sowie die Wertschätzung der Lebensgemeinschaft Wald und des Lebens sind Lern- und Erfahrungsziele der Waldtage und –projekte.
Im Wald sind SchülerInnen und Pädagogen generell weniger lärmbelastet als in geschlossenen Räumen. Die Arbeit im Klassenraum weist eine höhere Lärmbelastung und daher auch einen erhöhten Stress bei SchülerInnen und PädagogInnen auf. Der Aufenthalt im Freien wirkt sich positiv auf das Immunsystem von SchülerInnen und Pädagogen aus.
Im Wald wird auf einzigartige Weise die Phantasie der Beteiligten geweckt.
Materialien und Nahrungsmittel, wie z.B. Esskastanien, werden in den weiteren Schulunterricht eingebunden.
Klassen des Schwerpunktes Lernen nehmen gemeinsam mit anderen Schulen des Landkreises an den Waldjugendspielen teil.
Verfasserin: Frauke Körner-Kokot 2019
Bilder: metacom-symbole, Anette Kitzinger, 2019